PM: Team Sherco Academy Deutschland, Enduro DM Rüdersdorf

Krönender Abschluss.
Team Sherco Academy Deutschland feiert seinen Doppel-Champion Luca Fischeder.

Mit überzeugenden Leistungen hatte das Team Sherco Academy Deutschland des deutschen Rekordmeisters Marcus Kehr über die Saison 2022 auf Luca Fischeders Titelverteidigung in der Klasse E3 der Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft (DEM) hingearbeitet. Zugleich galt es, mit dem 23-Jährigen aus Geringswalde den unmittelbaren Nachfolger des Neuseeländers Hamish Macdonald im klassenübergreifenden DEM-Championat aus den eigenen Reihen zu stellen. Beides gelang beim zweitägigen Saisonfinale in Rüdersdorf sogar vorzeitig.

Riesig war die Freude am Samstagnachmittag am Teamzelt der Sherco Academy Deutschland, als Luca Fischeder dieses am Ende des ersten Fahrtages des kombinierten EM- und DEM-Finales erreichte. Der MC Woltersdorf hatte in und um Rüdersdorf am östlichen Stadtrand von Berlin wieder eine sehr anspruchsvolle Geländefahrt als Saisonfinale für beide Prädikate auf die Beine gestellt. Ein Gelände, so recht nach dem Geschmack von Luca Fischeder.

In der Tagesgesamtwertung aller EM- und DEM-Klassen hatte sich Luca Fischeder mit Rang fünf begnügt. Schnellster Mann des Tages war der Italiener Enrico Rinaldi, ein guter Bekannter Luca Fischeders aus der Junior-WM 2022. Sensationeller Zweiter wurde Lucas Teamkollege Jeremy Sydow, der damit die Overall-Wertung des DEM sowie natürlich ebenfalls seine Klasse (E2) gewann. Luca Fischeder behielt in Sachen DEM-Klassensieg seine weiße Weste und holte sich zum siebenten Mal die volle Punktzahl. Wichtiger war an diesem Tag allerdings das vorzeitige Sicherstellen der beiden deutschen Meistertitel. Anschließend sagte er: „Ich bin natürlich mega happy, dass es heute schon geklappt hat. Es war kein ganz einfacher Tag für mich, denn ich hatte ja noch vom WM-Lauf vor zwei Wochen in Zschopau eine Vorverletzung im Fuß mitgebracht. Ab der zweiten Runde hatte ich auch wieder Schmerzen im Fuß und habe versucht, den Tag mit trotzdem halbwegs guten Zeiten irgendwie durchzuziehen. Es war aber nicht der Level, den ich sonst gehen kann, aber ich hatte nur die Titel im Visier und bin, wie gesagt, mega happy, dass es jetzt vorzeitig geklappt hat.“

Mit der Gewissheit des vorzeitigen totalen Triumphes wollte er am Sonntag noch mal einen „raushauen“, wozu er verriet: „Am letzten Renntag der Saison wird noch einmal voll angegriffen. Heute war ich am Anfang im EM-Championat immer vorn dabei und unter den Top 3. Dass ich dann, meinem Fuß geschuldet, etwas abreißen lassen musste, hat mich schon ein bisschen gewurmt. Ich habe dann hinten raus mit dem Titel im Hinterkopf nicht mehr allzu viel riskiert, um keinen unnötigen Sturz zu riskieren. Je nachdem, was mein Fuß zulässt, möchte ich morgen befreiter fahren und noch einmal in Sachen EM voll angreifen.“

Das tat Luca Fischeder dann auch, doch nach zwei heftigen Abflügen bei hoher Geschwindigkeit musste er sich diesmal mit dem zweiten Overall-Rang hinter Enrico Rinaldi, dem dadurch Gesamtsieger des „44. Novemberpokals“ des MC Woltersdorf, zufrieden geben. „Mit Platz zwei bin ich auch auf Grund meiner noch nicht wieder vollständig ausgeheilten Fußverletzung trotzdem absolut zufrieden“, resümierte er nach dem ultimativ letzten Wertungstag. Des Weiteren erklärte er zu diesem: „Nachdem das gestern schon mit den beiden DEM-Titeln geklappt hatte, bin ich heute viel befreiter gefahren und habe mich, im Vergleich zu gestern, körperlich besser gefühlt. Das war eigentlich ein guter Tag, bis auf die zwei größeren Stürze, bei denen ich geschätzt 30 Sekunden verloren habe. Aber da Enrico Rinaldi auch heute super stark gefahren ist, wäre es so oder so sehr schwierig geworden. Es wäre eine harte Battle geworden, aber mit Patz zwei gesamt in der Europameisterschaft bin ich super zufrieden. Das war noch einmal ein schöner Abschluss einer insgesamt sehr erfolgreichen Saison für mich. Ich habe in der Junioren-Weltmeisterschaft meinen ersten Sieg gefeiert und insgesamt fünf Mal auf dem Podest gestanden. Ich habe wieder einen großen Schritt gemacht, denke aber, dass mein Lernprozess noch nicht abgeschlossen ist und es noch weiter aufwärts geht. Alles in allem war es eine super Saison. Jetzt schauen wir aufs nächste Jahr.“

Das tut auch sein Teamkollege Jeremy Sydow. Der Umsteiger aus der Motocross-WM hatte am Samstag in Rüdersdorf mit Platz zwei Overall, nur vier Sekunden hinter Enrico Rinaldi, und gleichzeitig Platz eins im DEM-Championat sowie auch in der EM-Klasse E1 und auch der etwas abweichend reglementierten DEM-Klasse E2 erneut für Furore gesorgt. Er sagte danach: „Das war mein Ziel, nach Burg einen weiteren DEM-Championatssieg einzufahren. Das hat heute geklappt. Ich kam auf allen Prüfungen sehr gut zurecht. Nur im Extrem-Test der zweiten Runde hatte ich einen kleinen Fehler gemacht, ansonsten bin ich immer fehlerfrei gefahren. Das hat dann halt zu dem guten Ergebnis geführt. Morgen versuche ich noch einmal das Gleiche zu wiederholen und will wieder konzentriert meinen Rhythmus fahren.“

Soweit sein Plan für den abschließenden Fahrtag, der infolge eines technischen Defektes für ihn aber leider schon nach wenigen Metern der ersten Sonderprüfung beendet war. Wenngleich der Späteinsteiger in die Enduro-Saison die diesjährigen Rennen als Vorbereitung aufs nächste Jahr in der DEM und vor allem in der WM versteht, war dieser Ausfall doppelt ärgerlich. Zum einen konnte er dadurch nicht noch einmal sein Potenzial zeigen und zum anderen hatte er nach einem schlimmen Sturz des DEM-E2-Tabellenleaders Tilman Krause am Samstag nun nach fünf Klassensiegen in Folge sogar noch die Chance, Klassenmeister zu werden. Doch auch das trug der 22-jährige Chemnitzer mit Fassung und meinte dazu: „Der Samstag lief echt gut. In der Gesamtwertung aller EM- und DM-Fahrer habe ich den Sieg um vier Sekunden verpasst und das DEM-Championat sowie meine Klasse gewonnen. Damit war ich mega zufrieden mit dem Tag. Dadurch, dass sich Tilman Krause verletzte, was mir sehr leid für ihn tut und auch ich ihm bei dieser Gelegenheit gute Besserung wünsche, hatte ich trotz meines späten Einstiegs sogar noch die Chance, Deutscher Meister in der E2 zu werden. Durch den technischen Defekt nach noch nicht einmal einem Viertel der ersten Sonderprüfung waren die Titelhoffnungen aber schnell wieder begraben. Ich habe aber bei den wenigen Rennen, in denen ich mitgefahren bin, trotzdem viel gelernt und hoffe, dass nächstes Jahr alles noch besser klappt.“

Abgesehen von diesem kleinen Wermutstropfen war natürlich auch der Teamchef Marcus Kehr mit dem letzten Rennwochenende des Jahres sowie der gesamten Saison vollauf zufrieden. Dies kleidete er in folgende Worte: „Wir freuen uns natürlich sehr, dass Luca seinen Championatstitel und seinen Klassen-DM-Titel einfahren konnte, und das sogar vorzeitig. Mit diesen Zielen sind wir zu dieser Saison angetreten und nun ist alles nach Plan gelaufen. Natürlich waren auch Jeremys DEM-Championats- und Klassensieg sowie Platz zwei EM-Overall gestern hier in Rüdersdorf noch einmal in Sahnehäubchen. Heute war Luca EM-Overall Zweiter und hat dabei ebenfalls das DEM-Championat sowie seine Klasse gewonnen. Vielmehr ging nicht. Am Samstag war mit Milan Schmüser ein dritter Sherco-Fahrer auf dem DEM-Overall-Podest. Das war zu dem Zeitpunkt, als ich mit Sherco angefangen habe, noch unvorstellbar und ist nun Realität geworden. Was da jetzt daraus geworden ist, macht mich persönlich sehr stolz, zumal auch wir als Team Sherco Academy Deutschland unseren Beitrag dazu geleistet haben.“

Besagten Wermutstropfen kommentierte er so: „Den technischen Ausfall von Jeremy am Sonntag müssen wir noch verdauen. Er war wieder hoch motiviert und wollte noch einmal zeigen, was er kann. Dazu kam es leider nicht. Aber okay, das gehört zu unserem Sport halt manchmal auch dazu. Man kann nicht alles planen und berechnen. Jeremy hatte ohnehin keine volle Saison, sondern für ihn war das eher eine Probe. Natürlich war es bitter für ihn, aber als Team mit den vielen Erfolgen im Rücken müssen und können wir das irgendwie verschmerzen.“

Natürlich weiß auch Marcus Kehr, wer außer ihm noch diese Erfolge ermöglichte: Mit den Worten: „Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass wir ein super erfolgreiches Jahr hatten. Dazu möchte ich mich bei allen Helfern, Partnern und Sponsoren recht herzlich bedanken. Wie die Leute sich bei uns aufopfern ist wirklich sensationell. Ohne deren Einsatz könnten unsere Fahrer diese Leistungen nicht bringen. Da muss man die Teammitglieder auch einmal gesondert loben“, ließ er dazu seinen Gedanken freien Lauf.

Da nach der Saison bekanntlich vor der Saison ist, erklärt er abschließend: „Wir sind ein deutsches Team und werden nächstes Jahr selbstverständlich in Deutschland zur Titelverteidigung antreten. Aber wir werden auch international wieder mit einem ähnlichen Programm wie in diesem Jahr angreifen. Dieses Paket wird jetzt geschnürt.“

Nachdem Luca Wiesinger aus dem fränkischen Rohr beim Saisonfinale des Deutschen Enduro Cups in der Vorwoche in Kempenich in Rheinland-Pfalz den Vizetitel im DMSB-Enduro-Jugend Cup in Farben des Teams Sherco Academy Deutschland errungen hatte, mischte er sich in Rüdersdorf „zum schnuppern“ erstmalig ins DEM-Feld bzw. in die DMSB-Enduro-Junioren-Meisterschaft. Mit den Plätzen sieben und neun der Junioren-Klasse konnte er auch hier auf Anhieb überzeugen.

Text/Bild: Thorsten Horn