ADAC MX Masters-Champion Max Nagl: Titelverteidigung in neuem Team?
Max Nagl (D/Krettek-Haas-Racing-Team) krönt sich 14 Jahre nach seinem letzten ADAC MX Masters-Titel zum dritten Mal nach 2006 und 2008 zum Champion der Serie. 2001 gewann er bereits den ADAC MX Junior Cup auf der 85ccm-Maschine. Der 34-Jährige beweist, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört und ein mögliches Karriereende aktuell in weiter Ferne liegt, wie er im Interview verrät.
Herzlichen Glückwunsch zum ADAC MX Masters-Titel 2022? Wie fühlst du dich damit, 14 Jahre nach deiner letzten Meisterschaft in der Serie?
Max Nagl: „Es war an der Zeit, würde ich sagen. Ich habe in den vergangenen Jahren viele gute Erfolge und Ergebnisse eingefahren, aber keinen Titel, weil Verletzungen oder technische Defekte dazwischenkamen. Irgendetwas war halt immer. Auch letztes Jahr sah es eigentlich schon danach aus, dass ich den Titel hole, aber dann habe ich ein Rennen wegen einer unnötigen Verletzung verpasst. Das hat mich extrem frustriert. Deswegen war nun die Freude umso größer, dass ich jetzt endlich mal wieder einen Titel geholt habe. Und die Serie besitzt mittlerweile einen hohen Stellenwert. Man weiß ja, nach der WM und EMX kommt gleich das ADAC MX Masters, wo viele gute Fahrer starten.“
Mit 34 Jahren zählt man als Motocross-Profi eher zu den gesetzteren Fahrern. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, sagt man. Ist es bei dir am schönsten?
„Mein Alter ist einer der Gründe, weshalb ich keine Weltmeisterschaft mehr fahre. Die WM mit 20 Rennen würde ich körperlich einfach nicht mehr schaffen, da mein Körper zu lange zum Regenerieren benötigt. Das ist ein bisschen dem Alter geschuldet, aber auch meinen ganzen Verletzungen, die ich über die Jahre einstecken musste. Andererseits habe ich aber immer noch den Elan und das Feuer eines Jugendlichen in mir, um noch zu trainieren und Rennen zu fahren. Und deswegen ist es der beste Weg für mich, das ADAC MX Masters und ein paar andere internationale Rennen zu fahren. Damit komme ich gut klar. Ich möchte noch nicht aufhören, es läuft gut, ich fühle mich immer noch fit und deswegen mache ich auch weiter.“
Du trainierst auch andere Fahrer. Züchtest du dir mit Piloten wie Kevin Brumann nicht die eigene Konkurrenz?
„Das ist natürlich schon ein Thema und es laufen im Moment auch Gespräche mit weiteren Masters-Fahrern, die nach meiner Betreuung angefragt haben. Aber es stimmt schon, es hat immer zwei Seiten. Mein ehemaliger Trainer war auch wesentlich älter als ich und sagte immer, solange er mit den ‚jungen Wilden‘ zusammen trainiert, hält ihn das auch jung und frisch. Das ist bei mir ebenfalls so, weil ich natürlich die gleiche Intensität und Distanzen mit den Jungen mitgehen will. Als ich angefangen habe mit der WM, war Bernd Eckenbach mein Trainer, so wie ich jetzt bei Kevin Brumann. Wir sind zusammen den Vorläufer der ADAC MX Masters, die Inter-DM, gefahren und beim letzten Inter-DM-Lauf in Teutschenthal habe ich ihn dann im Rennen geschlagen. Danach ist Bernd zu mir gekommen und hat gesagt: ‚Gut so, mein Junge, jetzt bist du reif genug und brauchst mich nicht mehr. Jetzt kannst du deinen eigenen Weg gehen.‘ Ich fand es damals mega cool von ihm und wir haben bis heute noch ein super Verhältnis. Ich denke, so ähnlich könnte es auch für meine Jungs sein. Sobald sie mal besser im Rennen sind als ich, haben sie es geschafft.“
Was war dein Saison-Highlight 2022 und was war das Rennen zum Abhaken?
„Das Highlight für mich war Bielstein. Das war so ein Wochenende, egal, was ich gemacht habe, es hat alles funktioniert auf dem Motorrad. Ich war extrem schnell auf der Strecke. das Motorrad hat perfekt funktioniert und selbst mit einem schlechten Start konnte ich durchs ganze Feld pflügen und nach vorne fahren, da hat alles gepasst. Das genaue Gegenteil war Gaildorf. Da hat vom ersten freien Training bis zum dritten Lauf am Sonntag nichts funktioniert. Ich war mit dem Motorrad nicht zufrieden, ich bin mit der Strecke nicht klarkommen, ich war nicht gut drauf, da hat einfach nichts funktioniert und das war mein schlechtestes Rennen dieser Saison.“
Was war dein Erfolgsgeheimnis, um am Ende Champion zu werden?
„Zum einen denke ich meine Erfahrung. In Situationen, wo ich gemerkt habe, es ist einfach nicht der Tag zum Gewinnen, habe ich mittlerweile die Erfahrung und das Wissen, dass ich dann zurückstecke und einfach mal abwarte und nicht auf Biegen und Brechen alles versuche, dabei vielleicht stürze und noch mehr Zeit oder Plätze verliere. Und ich würde jetzt mal behaupten, dass ich immer noch einer der Fahrer bin, der am meisten und am härtesten trainiert hat. Die Art und Weise, wie ich trainiere, habe ich nach zwanzig Jahren mittlerweile so verfeinern und verbessern können, dass ich genau weiß, was ich trainieren muss, um am Wochenende absolut auf 100 Prozent zu sein und nicht nur auf 80.“
Wie sehen deine Pläne für nächstes Jahr aus?
„Im Moment gibt es noch nichts Konkretes zu sagen. Ich befinde mich in Gesprächen und Verhandlungen mit mehreren Teams, die Interesse gezeigt haben. Ich war mit dem Krettek-Haas-Racing-Team absolut zufrieden, da gibt’s nichts zu meckern. Überhaupt nichts. Trotzdem hört man sich Angebote an und spricht darüber. Ab und zu gibt einem etwas Neues auch eine neue Motivation und man hat wieder mehr Hunger aufs Training und aufs Racing. Manchmal muss man auch etwas wechseln. Ich fahre jetzt so viele Jahre das gleiche Motorrad im gleichen Team. Aber man sagt ja auch: ‚Never change a winning team‘. Das stimmt schon, das hat schon was. Aber manchmal muss man auch neue Herausforderungen eingehen. In den nächsten paar Wochen wird es sich entscheiden. Was auf jeden Fall bleiben wird ist meine Zusammenarbeit mit Krettek als Sponsor, egal in welchem Team ich starte.“
Wenn du mit Teams verhandelst, können wir davon ausgehen, dich wieder beim ADAC MX Masters zu sehen?
„Der Plan ist definitiv, 2023 wieder das gesamte ADAC MX Masters zu Fahren und daneben werde ich noch einige internationale Rennen in Belgien, der Schweiz und Holland bestreiten, die sich anbieten.“
Text: Sebastian Wolter
Bild: ADAC Motorsport