Max Nagl: Mit Risiko und Teamwork zum Erfolg.
Mit 37 Jahren gewinnt Max Nagl (D/KMP Honda Racing powered by Krettek) als Erster überhaupt zum dritten Mal in Folge den Titel in der ADAC MX Masters-Klasse. Mit seiner insgesamt fünften Meisterschaft in der Serie, zieht er mit dem aktuellen Rekordhalter Dennis Ullrich (D/KTM Sarholz Racing Team) gleich, wobei Nagl noch einmal öfter das Prädikat Internationaler Deutscher Motocross-Meister gewann. Doch Titelrekorde sind nicht seine Motivation, wie Nagl im Champions-Interview verriet.
Herzlichen Glückwunsch zum fünften ADAC MX Masters-Titel, den du ja bereits vorzeitig in Jauer gesichert hast. Wie fühlst du dich oder ist es schon Routine?
“Nein, Routine wird es nie. Das Ganze beginnt schon im Winter, die Vorbereitung muss gut laufen und die war dieses Mal wirklich gut. Mein Ziel war es, zu Saisonbeginn so viele Rennen wie möglich zu gewinnen, um mir einen Punktevorsprung zu erarbeiten. Der Plan ist voll aufgegangen und dadurch konnte ich zum Schluss das Risiko beim Fahren ein bisschen minimieren. Und das hat super funktioniert. Klar, hätte ich auch gerne mehr Gesamtsiege geholt, nachdem ich in der ersten Saisonhälfte alle vier gewonnen habe und dabei nur in einem einzigen Lauf nicht als Sieger hervorging. Eine Linie verläuft in einer Saison nie immer aufwärts, irgendwann kommt immer ein bisschen ein Einbruch, auch bei mir. Der kam aber zum Glück relativ spät, so dass ich dann in der Meisterschaft so weit vorne war, dass ich meinen Vorsprung dann managen konnte.“
Du hast mit deinem fünften ADAC MX Masters-Titel mit dem bisherigen Rekordhalter Dennis Ullrich gleichgezogen, besitzt sogar noch eine Internationale Deutsche Motocross-Meisterschaft mehr und hast es als Erster geschafft, das ADAC MX Masters drei Mal hintereinander zu gewinnen. Wie wichtig sind dir solche Rekorde?
„Als Rennfahrer lebst du erstmal im Moment und momentan ist mir das nicht wichtig. Aber später, in zehn Jahren oder so, dann schaut man natürlich gerne auf sowas zurück und sieht seine Erfolge auch an den Zahlen. Und dann ist es, denke ich, etwas Besonderes und man realisiert, was man erreicht hat. Aktuell mache ich einfach meinen Job, so gut wie es geht, und die Zahlen spielen bei mir da keine Rolle.“
Du bist inzwischen 37 Jahre alt, hast aber die vielleicht stärkste Saison der vergangenen Jahre hingelegt. Was hat dich dieses Jahr so stark gemacht?
„Neben der guten Vorbereitung im Winter war es ein Vorteil, dass wir die Technikprobleme aus 2023, die nach dem Markenwechsel normal sind und für die es keinen Schuldigen gab, in den Griff bekommen haben. So hatten wir dieses Jahr keinen technischen Defekt, bei keinem Rennen. Das ist natürlich ein riesiges Plus. Das Team versucht, das Motorrad jedes Jahr ein kleines Stück weiter zu verbessern. Ich gebe dem Teamchef Alex Karg nach jedem Wochenende Feedback dazu. So konnte er meinen Wunsch nach noch etwas mehr Leistung erfüllen, ohne dass wir technisch übers Limit gegangen sind und einen Ausfall riskiert haben. Das Team hat einen absolut mega Job gemacht und die Kombination mit meiner Erfahrung hat uns dann den Vorteil gebracht, dass es dieses Jahr so gut gelaufen ist. Und ich bin zu Anfang der Saison auch mehr Risiko eingegangen als letztes Jahr, weil ich unbedingt die Overall-Siege haben wollte.“
Was war dein persönliches Highlight-Rennen der Saison?
„Mein persönliches Highlight war Vellahn. Es war eine neue Strecke für jeden und somit die Bedingungen für jeden gleich, da hatte jetzt niemand Vor- oder Nachteile. Ich konnte dort relativ „einfach“ alle drei Läufe gewinnen. Ich bin einfach sehr gut mit der Strecke klarkommen und habe beim Fahren viel Spaß gehabt, weil es sehr technisch war und die Bodenverhältnisse auch schwierig. Und am Wochenende alle drei Läufe zu gewinnen, ist immer extrem schwierig.“
Und welches Rennen würdest du am liebsten vergessen?
„Da muss ich leider sagen Gaildorf. Das ist aber schon die letzten drei Jahre so, dass da bei mir nichts zusammenkommt. Das liegt aber nicht an Gaildorf an sich, sondern dass ich mit der Strecke irgendwie überhaupt nicht klarkomme. So wie der Verlauf ist und die Bodenverhältnisse oder wie die präpariert wird, das liegt mir einfach nicht, aus welchem Grund auch immer. Egal wie sehr ich mich bemühe, mich auch darauf vorzubereiten, irgendwie klappt das nicht so wirklich. Aber ich versuche dort gute Schadensbegrenzung zu betreiben und so wenig Punkte wie möglich zu verlieren.“
Welche Veranstaltung hat dir insgesamt am besten gefallen diese Saison?
„Unabhängig von meinem Resultat hat mir Holzgerlingen am besten gefallen. Von der Atmosphäre finde ich es dort am besten, weil die Leute am nächsten an der Strecke stehen können. Speziell auf dem Wiesenhang geht es bloß mit ein paar Metern Abstand direkt an den Zuschauern vorbei. Vielleicht liegt es auch daran, dass es auch das Finale war.“
Mit Vellahn gab es eine neue Strecke im Kalender. Würdest du es begrüßen, wenn noch weitere neue Veranstaltungen dazu kämen?
„Ja, auf jeden Fall, ich würde das sehr begrüßen. Neue Strecken geben einem als Fahrer immer wieder einen neuen Anreiz und auch die Teams freuen sich, wenn sie zu einer neuen Location kommen. Etwas Neues zu haben, motiviert einen noch mehr. Meines Wissens nach gibt es auch viele interessierte Vereine, die wissen, wie gut die Serie in Europa ist.“
Welcher Fahrer hat dich in der Saison 2024 am meisten überrascht?
„Cornelius Töndel kam neu dazu. Er ist ein sehr netter Junge, ein fairer Fahrer und ist richtig schnell. Wenn er muss, fährt er auch hart, aber wie gesagt dabei fair. Er hat mich überrascht, wie gut der unterwegs war, also wirklich ein top Junge.“
Wenn du dir eine Sache für die ADAC MX Masters-Saison 2025 wünschen dürftest, was wäre das?
„Es ist alles top, wie es momentan ist. Am Samstag hat man als Masters-Fahrer, der sich direkt qualifiziert, eine sehr lange Pause zwischen der Quali und dem ersten Lauf. Aber mir ist bewusst, das es schwierig ist, bei vier Klassen alles unter einen Hut zu bekommen. Da ich jetzt so alt werde, könnten wir die Distanzen für die drei Läufe um fünf Minuten verkürzen… nein, das ist natürlich nur ein Spaß!“
Du entscheidest seit einiger Zeit von Jahr zu Jahr, ob du noch als Profi weiter machst. Kannst du schon etwas verraten oder müssen wir erneut mit einem Teamwechsel zur Motivation rechnen?
„Man braucht, wenn man älter wird, immer wieder neue Motivation. Ich werde relativ zeitnah entscheiden, ob ich den Helm an den Nagl hänge oder noch weiterfahre. Aber wenn ich weitermache, dann steht ein Teamwechsel für mich definitiv nicht zur Debatte. Die aktuelle Konstellation, auch mit Honda Deutschland, ist so gut, dass ich da definitiv nicht weg möchte. Aktuell stehe ich mit KMP und Honda in Verhandlung und wir versuchen ein Paket zu schnüren, das für alle Seiten passt. Wenn uns das gelingt, kann ich mir vorstellen, dass es noch eine weitere Saison für mich gibt. Das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ich bin noch motiviert und fühle mich noch jung genug. Da kommt mir vielleicht entgegen, dass ich gefühlt vom biologischen Alter schon immer drei Jahre jünger war, haha.“
Wäre es eine Motivation für dich, der alleinige Rekordhalter mit sechs Titeln im ADAC MX Masters zu werden, um noch ein Jahr weiterzufahren?
„Nein, das spielt eher eine untergeordnete Rolle, aber ich muss mir tatsächlich irgendwas suchen als Motivation, wenn ich noch ein Jahr dranhänge. Ich bin mir noch nicht sicher, was das sein könnte, aber ich benötige das, um mich über den langen Winter zu motivieren und das Training genauso zu gestalten wie letzten Winter, um wieder so stark in die Saison zu gehen. Aber das werde ich schon finden, wenn es so weit ist. Es ist gut möglich, dass ich 2025 noch einmal ans Startgatter rollen werde.“
Text: Sebastian Wolter
Bild: ADAC MX Masters