„Wir wollen zeigen, was mit Elektrobikes alles möglich ist“.
Die Nachwuchsfahrer beim ADAC Supercross Stuttgart (10. und 11. November) sind dieses Jahr rein elektrisch am Start. Michael Saur, Sportvorstand des ADAC Württemberg ist überzeugt, dass darin ein weiterer Baustein für die Zukunft liegt. Parallel stellt er Forderungen an Sportpolitik und Motorrad-Hersteller, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Der ADAC Württemberg schreitet voran: Erstmals gehen die Nachwuchsfahrer der Klassen SX4 und SX5 beim diesjährigen Supercross in Stuttgart mit elektrischen Motorrädern an den Start. „Wir wollen zeigen, was mit Elektrobikes alles möglich ist“, sagt Saur. Die Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren wurden bei einem Lehrgang im Umgang mit den klimafreundlicheren Motorrädern geschult. „Fast alle haben sich wohlgefühlt und hatten ihren Spaß.“
Im vergangenen Jahr hatte es einen ersten Versuch gegeben, als die SX5-Fahrer in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle ausschließlich elektrisch unterwegs waren. „Das hat so manchen eingefleischten Motorsportfan überzeugt, der der Meinung war, es geht nur mit Lärm und Benzingeruch.“
Aus Sicht von Saur muss im Nachwuchsbereich ein Umdenken stattfinden. Mit der Elektro-Alternative spreche man viel mehr Kinder und vor allem deren Eltern an, „die sich Motorsport erst dann vorstellen können, wenn er umweltverträglicher ist“. Der Motorsport müsse sich auch an Klima- und Umweltzielen orientieren, um zukunftsfähig und bestehen zu bleiben. Die politische Situation darf niemand ignorieren.
Neue Modelle und klare Richtlinien für den Elektrobetrieb
Das sei auch der Sportpolitik und den Motorsportverbänden bewusst, an die Saur klare Forderungen richtet: „Wir brauchen Richtlinien, unter welchen Voraussetzungen wir den Elektrobetrieb, möglichst auch in höheren Klassen durchführen können.“ Bis dato ist dies nur für die Jüngsten geregelt. Gleichwohl ist sich Saur bewusst, dass die Technik seinem Wunsch hinterherhinkt. Hier sieht Saur die Hersteller in der Pflicht, entsprechende Modelle, vor allem in Bezug auf die Akkukapazität zu bauen. Leistung haben die Fahrzeuge grundsätzlich genug.
„Man muss sich umgewöhnen“
Zu denen, die erstmals mit einem elektrischen Motorrad an den Start gehen, zählt Samuel Kehle (1. RMC Reutlingen). Der SX4-Fahrer freut sich auf die Veranstaltung und das für ihn neue Gefährt. „Elektro ist etwas Spannendes, ich finde es gut, das auszuprobieren.“ An einem Testtag konnte er das neue Motorrad bereits fahren. Er habe zwar das Gefühl gehabt, langsamer unterwegs zu sein. „Aber vielleicht hat das nur am fehlenden Motorengeräusch gelegen.“ Ihm sei bewusst, dass die Elektro-Motorräder, die für ihn aus Altersgründen infrage kommen, noch nicht ausgereift seien. „Aber die Zeit für Elektro wird kommen. Wir müssen ja auch das Klima im Auge behalten.“
Auch Noah Moosherr (ebenfalls 1. RMC Reutlingen) startet elektrisch beim ADAC Supercross Stuttgart. Er gewann kürzlich den Bundesendlauf (Klasse 65) und bekommt wie die anderen rund 20 Fahrer ein entsprechendes Motorrad gestellt. Das Test-Wochenende hat er mit gemischten Gefühlen erlebt. „Man muss sich umgewöhnen.“ Die Elektro-Motorräder hätten ein anderes Fahrverhalten, seien zudem beim Sprung kopflastiger. Auch er bemängelt die Endgeschwindigkeit. Aus seiner Sicht eignet sich das Elektrobike eher für Anfänger. So sieht es auch Vater Sascha Moosherr, der noch einen weiteren Aspekt ins Spiel bringt: Seine 14-jährige Tochter ist auf einem elektrischen Motorrad unterwegs, das aber eigentlich schon zu klein für sie sei. „Sie will aber nicht umsteigen auf einen Verbrenner, weil sie Bedenken hat, ob sie das mit Kupplung und Gas hinkriegt.“ Sascha Moosherr fürchtet, dass sich auch andere Nachwuchsfahrer von der Umstellung abschrecken ließen und den Sport dann an den Nagel hängen würden.
Dieses Argument lässt Sportvorstand Saur nicht gelten, Kinder lernen sehr schnell und können dies auch umsetzen. Ansonsten könnte im späteren Alter auch niemand mehr eine Fahrerlaubnis erwerben. seine Vision ist eher eine andere: „Eines Tages muss vielleicht niemand mehr umsteigen, weil alle elektrisch unterwegs sein können.“
Tickets für Freitag & Samstag noch verfügbar
Tickets gibt es online (www.supercross-stuttgart.de/tickets), in den ADAC Geschäftsstellen und unter T 0711 2800 136. Eintrittspreise: Kindertickets (6 bis 14 Jahre) ab 25,70 Euro, Jugendtickets (15-17 Jahre) ab 36 Euro; Tickets für Erwachsene ab 45,40 Euro. ADAC Mitglieder erhalten bei telefonischer Bestellung oder Kauf in den ADAC Geschäftsstellen zehn Prozent Rabatt auf Tickets der Kategorie Silber.
Mehr Infos unter www.supercross-stuttgart.de
Starterliste SX4
- Maurice Heidegger (Hittisau/Österreich)
- Jamie-Liam Riedi (Rheinfelden/Schweiz)
- Páris Konstantinidis (MCC Frankenbach e.V. im ADAC)
- Noah Moosherr (1. RMC Reutlingen e.V. im ADAC)
- Tom Schwerdtner (MSC Berching e.V. im ADAC)
- Tim Kässer (MCC Frankenbach e.V. im ADAC)
- Rafael Sánchez (MSV Bühlertann e.V. im ADAC)
- Samuel Kehle (1. RMC Reutlingen e.V. im ADAC)
- Luca Schad (MSC Bad Wuzach e.V. im ADAC)
- Lenny Bäuerle (MCC Frankenbach e.V. im ADAC)
- Felix Schmaus (MSC Bad Wurzach e.V. im ADAC)
- Jakob Streich (MCC Frankenbach e.V. im ADAC)
Früh übt sich, deswegen gibt es beim ADAC Supercross Stuttgart schon seit einigen Jahren die SX4 für regionale Nachwuchsfahrer zwischen acht und zwölf Jahren. Eingeladen werden die Nachwuchstalente aufgrund ihrer Outdoor-Erfolge in der Baden-Württembergischen ADAC/DMV Jugend-Motocross Meisterschaft (BW-Cup).
Starterliste SX5
- Jonas Sulzenbacher (Söll/Österreich)
- Timo Künzel (MSC Schnaitheim e.V. im ADAC)
- Fritz Siegle (MSC Wieslauftal e.V. im ADAC)
- Noah Sander (MSV Bühlertann e.V. im ADAC)
- Ben Maier (1. RMC Reutlingen e.V. im ADAC)
- Maximilian Brandau (1. RMC Reutlingen e.V. im ADAC)
- Elias Müller (1. RMC Reutlingen e.V. im ADAC)
- Sam Weinberger (MCC Frankenbach e.V. im ADAC)
- Lenny Rimmler (MSC Walldorf Astoria e.V. im ADAC)
- Nino Bernhard (MSC Konstanz e.V. im DMV)
- Ellie Heidegger
Die SX5 wurde für Fahrer zwischen sechs und neun Jahren geschaffen. Sie haben sich wie die SX4 über den BW-Cup qualifiziert.
Text/Bild: ADAC Württemberg