PM: MSC Teutschenthal

Erneut mächtig Dampf auf dem (Tal-)Kessel.
27.000 Fans erfreuten sich am 2024er LIQUI MOLY MXGP of Germany in Teutschenthal.

Der diesjährige LIQUI MOLY MXGP of Germany im Teutschenthaler Talkessel muss erneut und mit Fug und Recht als Erfolg auf ganzer Breite gewertet werden. Ein Grund dafür war die gute Organisation und die erneut grandiose Stimmung, die von insgesamt 27.000 Fans erzeugt wurde. Damit konnte der gastgebende MSC Teutschethal ein Plus von 2.000 Besuchern gegenüber dem Vorjahr verzeichnen. Mit dem Spanier Jorge Prado und dem Belgier Lucas Coenen gab es in den beiden WM-Klassen zwei klare Doppel-Lauf- und somit Grand-Prix-Sieger.

Der LIQUI MOLY MXGP of Germany war am ersten Juni-Wochenende 2024 das erwartete Motocross-Fest der Extra-Klasse. Und das trotz der panikartigen Wetterprognosen für fast ganz Deutschland im Vorfeld, die eventuell sogar ein paar weitere Zuschauer gekostet haben dürften. Rings um den deutschen Motocross-WM-Lauf war allerdings alles weitgehend okay. Zwar hatte der eine oder andere Regenschauer sehr wohl für erschwerte Bedingungen für Fahrer, Fans und Helfer gesorgt, aber die tatsächlichen Einschränkungen und Unannehmlichkeiten waren vergleichsweise gering.

In der gleich der WM-Serie lautenden Top-Klasse MXGP entschied am klassischen Renn-Sonntag Jorge Prado beide Heats ziemlich deutlich für sich. Den ersten Heat gewann der Vorjahresweltmeister aus Spanien vom Team Red Bull GASGAS Factory Racing mit knapp 13 Sekunden Vorsprung auf den Niederländer Jeffrey Herlings vom Team Red Bull KTM Factory Racing für sich. Gut 14,5 Sekunden hinter dem Sieger kam der slowenische Honda-Werksfahrer (Team HRC) Tim Gajser ins Ziel. Im zweiten Lauf tauschten die beiden fünffachen Weltmeister die Plätze hinter Jorge Prado, der seinen 38. Grand-Prix-Sieg feierte.
Er hatte im Quali-Race am Samstag, nach anfänglicher Führung, am Ende den zweiten Platz hinter Tim Gajser belegt und so den glatten Durchmarsch nur leicht verfehlt. Dazu sagte er anschließend: „Mein zweiter Platz gestern war okay. Als der Regen kam, habe ich nicht mehr viel riskiert und lieber die Punkte für den zweiten Platz mitgenommen, die ja im Quali-Rennen ohnehin nicht so viele sind. Heute hatten wir während der Rennen keinen Regen und somit besserer Bedingungen, also habe ich voll attackiert.“
Zum Event selbst waren seine Gedanken: „Es ist eine gute Strecke für mich. Ich habe hier schon viele Heats und auch ein paar Grand Prix gewonnen. Ich mag Teutschenthal aber auch deswegen, weil hier immer tolle frenetische Fans sind. Es ist immer cool hier zu fahren.“

So sehr sich die Fans an den Leistungen der Weltspitze erfreuten, so richtig ab gingen sie ob der sehr guten Leistungen der deutschen Fahrer. Im ersten MXGP-Rennen mischte der Bad Sulzaer Henry Jacobi einige Runden ganz vorn mit und wurde nach zwei Stürzen jedoch „nur“ Zehnter. Damit hatte er allerdings das beste Saisonresultat eines Deutschen in der MXGP egalisiert. Dieses war zuvor seinem Bundeslandsmann Tom Koch aus Wormstedt in Spanien gelungen.
Nachdem der sympathische „ToKo“ am Samstag und im ersten Heat mit Platz 20 keinen guten Rhythmus gefunden hatte, toppte er sein und Jacobis Ergebnis im zweiten Lauf und wurde fast schon sensationell Achter. „Beim WM-Finale 2023 in England war ich schon einmal Achter, aber vor heimischen Fans war das heute natürlich noch einmal etwas ganz anderes. Wäre der Abschluss nicht so gewesen, wäre ich mit dem Wochenende insgesamt wohl nicht so richtig zufrieden. Nun habe ich mir einfach gezeigt, dass ich trotz meiner langen Verletzungspause und nur eineinhalb Wochen Training im Vorfeld sowie einer leichten Erkältung das Potenzial für die Top-10 habe. Das war wichtig und das nehme ich für die nächsten Rennen mit“, lautete das erste sachliche Fazit des ziemlich regelmäßigen deutschen MXGP-Piloten.
Wesentlich emotionaler wurde er beim Thema Heim-Fans. Nach dem letzten Rennen des Tages ist es schon eine kleine Tradition, dass sich die deutschen Piloten vorm „Hang der Nationen“ aufstellen und gemeinsam mit den Fans feiern. Neben Tom Koch hatten den meisten Grund dazu Maximilian Spies aus Ortrand im Süden Brandenburgs und der Club-Fahrer des MSC Teutschenthal Noah Ludwig, die für ihre Plätze 14 und 17 ebenfalls WM-Punkte kassierten. Zu besagter Feier-Orgie merkte Tom Koch an: „Das macht man absolut gern und ist eines der geilsten Gefühle des Wochenendes. Die Fans freut es ja im Endeffekt auch, noch einmal so eng an die Fahrer zu kommen. Sie stehen das ganze Wochenende da und feuern uns wahnsinnig an. Da gibt man gern mal was zurück. So etwas erlebt man nur einmal im Jahr.“
Bei der großen Party in schwarz-rot-gold fehlte Henry Jacobi, nachdem er kurz vor Schluss heftig abgeflogen war. Wenngleich er ins Krankenhaus gebracht wurde, soll es sich bei ihm nach ersten Informationen wohl um keine schwerwiegenden Verletzungen handeln.

Für noch mehr Stimmung auf den Rängen sorgte der Oberfranke Simon Längenfelder in den beiden Rennen der „kleinen“ WM-Klasse MX2. In diesen wurde der indirekte Teamkollege von Jorge Prado im Team Red Bull GASGAS Factory Racing jeweils Dritter. Bei der Siegerehrung stand er somit als selbiger neben dem Doppel- und Gesamtsieger Lucas Coenen aus Belgien sowie dem zweimaligen Zweiten Kay de Wolf, beide vom Team Nestaan Husqvarna Factory Racing, auf dem Podest. Seine Worte zu seinem bisher größten Erfolg bei seinem Heimrennen lauteten danach: „Es ist immer schön, bei einem GP weit vorn bzw. auf dem Podium zu sein. Und das nach meinem Schlüsselbeinbruch, der noch nicht so lange her ist. Das darf man dabei nicht vergessen. Beim Heim-GP auf dem Podest zu stehen, ist schon etwas ganz Besonderes, weil wahrscheinlich 90 Prozent der Fans für einen sind. Der Lärm von den ganzen Kettensägen ist echt unglaublich und ein geiles Gefühl.“
WM-Punkte der MX2 kassierten auch die deutschen Gelegenheits-WM-Piloten Peter König aus Eberswalde und Jan Krug aus Pulheim. Während die Peter König in beiden Rennen, einmal als 15. und einmal als 18. gelang, gab es für Jan Krug nur in Folge seines 20. Platz im ersten Heat einen Zähler.

Den Auftakt des Rennsonntags hatte die Damen-WM WMX gemacht. Dabei gerieten die bereits anwesenden Fans sogleich aus dem Häuschen, denn Larissa Papenmeier aus Bünde hatte beim Enduro-ähnlichem Rennen nach nächtlichem Regen von Beginn an auf der zweiten Position gelegen. Zusammen mit ihrem vierten Platz vom Samstag musste das für einen Podestplatz reichen. Doch es kam noch besser. Die Niederländerin Lynn Valk hatte das Rennen zwar dominiert und war auch als Erste über den Ziel-Table gesprungen, doch wurde sie des Springens bei geschwenkter gelber Flagge überführt und daraufhin um zwei Positionen zurück auf den dritten Platz versetzt. Damit war Larissa Papenmeier die Heat- sowie sogar Grand-Prix-Siegerin. Dies war der 34-Jährigen in Teutschenthal schon 2010 einmal gelungen, also vor 14 Jahren. Dazu sagte sie, nachdem sie den Siegerpokal in den Händen hielt: „Das ist einfach ein einzigartiges Gefühl, zu Hause vor diesen phantastischen Fans zu gewinnen. Ich habe die Fans jede Runde gehört und war die letzten zwei Runden super nervös. Ich weiß nicht was ich dazu noch sagen soll. Mir fehlen echt die Worte.“
Nun, so schlimm war es nicht, denn nach kurzem Durchschnaufen fügte sie an: „Ich wusste zwar nicht, dass ich gewonnen habe, aber mir war klar, dass der zweite Platz fürs Podium reichen würde. Ich habe es geschafft, es war grandios. Wenn es matschig und tief ist, so wie es heute war, kommt mir das schon entgegen.“
Die Siegerin des Rennens am Samstag, die Spanierin Daniela Guillen, war früh im Rennen gestürzt, kam aber noch bis auf Platz vier nach vorn. Das reichte, um in der Gesamtwertung des Wochenendes noch den zweiten Rang zu erreichen. Gesamtdritte wurde die Tabellenleaderin Lotte van Drunen, ebenfalls aus dem Land der Tulpen. Für die vermeintliche, jedoch bestrafte Rennsiegerin Lynn Valk reichte es nur zum vierten Gesamtrang.
‚Weitere deutsche Mädels in den Punkten waren heute Alexandra Massoury als Zwölfte, Fiona Hoppe als 17. und Alicia Reitze als 20.

Beim Sonntagsrennen der Europameisterschaftsklasse EMX250 am Vormittag hatte der Sieger des ersten Rennens am Samstag, der Italiener Valerio Lata, die Konkurrenz wieder voll im Griff und gewann augenscheinlich erneut. Das war im Endeffekt allerdings nicht der Fall, denn ebenfalls wegen Springens bei geschwenkter gelber Flagge wurde er jedoch etwas unverständlich um zehn Positionen auf Rang elf zurückversetzt. Das übliche Strafmaß für derartige Vergehen ist die Rückstufung um zwei Plätze. Als Lauf- sowie Gesamtsieger wurde demzufolge der Franzose Mathis Valin geehrt. Gesamtzweiter wurde dessen Landsmann Maxime Grau und -dritter der Niederländer Cas Valk. Sie belegten im Rennen selbst hinter dem US-Amerikaner Gavin Towers zwar nur die Plätze drei (Valk) und vier (Grau), doch halfen ihnen für die Overall-Wertung ihre guten Rennergebnisse des Vortages. Der Jenaer Maximilian Werner wurde im Rennen nach total misslungenem Start noch 19. sowie daraufhin Gesamtzwölfter.

Das Sonntagsrennen der Kids-Klasse mit Elektro-Bikes wurde am Vormittag wegen des aufgeweichten Bodens abgesagt. Eine Siegerehrung mit den prominenten Joel Smets (fünffacher Weltmeister), Max Nagl und Marcus Schiffer wurde dennoch durchgeführt, und zwar analog des Ergebnisses vom Rennen am Samstag. Demzufolge stand der Franzose Jonas Moutin als Sieger in der Mitte und wurde von Alexander Bihlmann aus Deutschland sowie dem Dänen Vitus Horsebog flankiert.

Am Ende der erneut sehr gelungenen und immer wieder unter die Haut gehenden Veranstaltung wusste der Vorsitzende des MSC Teutschenthal, Jens-Uwe Jahnke, genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. „Ich würde mal sagen, dass wir in Teutschenthal wieder ein super Wochenende gewuppt haben. Und das trotz widriger Vorzeichen. Die Fans haben uns wieder die Treue gehalten, die sogar etwas zahlreicher gekommen sind, als noch im letzten Jahr. Das hätte ich nicht gedacht, zumal ja im Süden Land unter war. Aber die richtigen Motocross-Fans allgemein und speziell unsere Teutschenthaler Fans lassen sich nicht abschrecken. Sehr gefreut haben wir uns, dass uns die Ministerin für Inneres und Sport des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Tamara Zieschang, einen Besuch abgestattet hat. Ein  großer Dank geht aber auch an all unsere fleißigen Helfer, unsere Partner und Sponsoren, die Behörden und alle, die wieder in ihrem Bereich zum Gelingen beigetragen haben. Jetzt heißt es aufräumen und dann neue Kraft tanken, denn nach der WM ist vor der WM.“

Soweit ist es aber noch nicht, denn schon am 7. und 8. September wartet das nächste Cross-Highlight im Teutschenthaler Talkessel. „Dann haben wir die Deutsche Motocross Meisterschaft mit fünf Klassen inklusive der Top-Klasse DM Open bei uns zu Gast“, erklärt der Geschäftsführer des MSC Teutschenthal, Andreas Kosbahn. Und weiter: „Dann gibt es sicherlich auch ein Wiedersehen mit dem einen oder anderen deutschen Fahrer des MXGP an diesem Wochenende, denn wir werden fünf Klassen inklusive der DMX-Top-Klasse DM Open bei uns begrüßen und so ein volles Programm haben.“

Weitere Infos gibt es unter: www.mxgp-germany.de und www.msc-teutschenthal.de.

Text/Bild: Thorsten Horn