Zweifach-Triumph bei DEM-Fortsetzung.
Neue Team Sherco-Doppelspitze auf Anhieb siegreich,
Das nennt man geflügelt einen Einstand nach Maß. Kurz vor der Fortsetzung der Saison 2022 der Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft (DEM) im nordwestmecklenburgischen Rehna, hatte das Team Sherco Academy Deutschland des Rekordmeisters Marcus Kehr aus Flöha die Verpflichtung von Jeremy Sydow bekanntgegeben. Der 22-jährige bisherige WM-Motocrosser aus Chemnitz wechselte unlängst die Szene und rückte an die Seite des Team-Aushängeschilds Luca Fischeder. Beim dritten Saisonlauf belegten sie in der klassenübergreifenden Championatswertung auf Anhieb die ersten beiden Plätze und gingen zudem aus den Klassen E3 und E2 als Sieger hervor.
„Neben dem großartigen Erfolg, hat unser neu formiertes Team auf Anhieb gut funktioniert. Es hat wirklich Spaß gemacht, loszufahren und mit den ganzen hochmotivierten Leuten zusammen zu sein und zu arbeiten“, hält Marcus Kehr zunächst fest und fügt daran an: „Sportlich gesehen muss man sagen, dass Luca auf einem anderen Niveau gefahren ist. Er hat wirklich eine super Leistung abgerufen, abgesehen von ein paar kleinen Rutschern. Diese werden wir noch analysieren. Wir haben die Prüfungen in drei Sektionen unterteilt und Einzelzeiten genommen, um zu sehen, wer wo Stärken hat und wer wo etwas verliert.“ Das klingt angesichts des Maximal-Ergebnisses zwar nach Jammern auf hohem Niveau, doch auch Enduro ist ein ständiger Entwicklungsprozess.
Das größte Entwicklungspotenzial hat logischerweise noch der Novize Jeremy Sydow. Über ihn sagte Marcus Kehr nach der Veranstaltung: „Jeremy hat einen super Einstand gegeben. Alles andere mehr, sprich vielleicht Luca zu schlagen, wäre vermessen. Für ihn war alles neu. Die Sportart generell, aber auch ein für ihn ein neues Bike bzw. auch anderes Motorenkonzept. Er ist jahrelang Viertakter gefahren und pilotiert jetzt eine Sherco-Zweitakt-Enduro. Das Team ist für ihn neu, doch in dieses hat er sich sofort sehr gut integriert und mit allen im Team sehr gut zusammen gearbeitet. Er ist ein sehr sympathischer Typ.“
Die Frage, ob er ihm diesen Erfolg zugetraut hat, beantwortet Marcus Kehr so: „Er ist ja kein Fahrer, der aus einer Regionalserie, sondern aus der Motocross-Weltmeisterschaft kommt. Von daher war mir von seinen Anlagen und seiner Leistungsfähigkeit sehr wohl klar, wie gut er ist. Ich habe ihn ja schon im Training fahren gesehen und wusste daher, was er kann. Aber das dann im Wettkampf, der nicht nur zwei Mal eine halbe Stunde, sondern praktisch den ganzen Tag geht, auch umzusetzen, ist schon noch mal etwas anderes. Das hat er sehr gut gemacht.“
Mitunter gibt es Kritik, an nicht sehr anspruchsvollen DEM-Läufen, die in der jüngeren Vergangenheit immer mehr verklungen ist. Den Veranstalter in Rehna lobt Marcus Kehr abschließend mit folgenden Worten: „Es war eine Veranstaltung mit zwei guten Prüfungen. Von der Länge war die erste auf gutem internationalem Niveau. Beide waren sehr abwechslungsreich mit schnellen Passagen, schrägen Wiesen und verschiedenen Böden. Da mussten sich die Fahrer immer wieder umstellen. Insgesamt war es ein Top-Veranstaltung.
Das fand auch der Luca Fischeder, der die Klasse E3 der hubraumstärksten Motorräder mit knapp zwei Minuten Vorsprung gewann und für die Overall-Wertung eine knappe Minute weniger brauchte als sein neuer Teamkollege. Der 23-Jährige aus Geringswalde sagte anschließend: „Es war eine schöne Veranstaltung, vor allem wegen der guten Prüfungen. Besonders gefallen hat mir die erste Prüfung, die mit einer Länge von knapp zehn Minuten einen guten Charakter hatte. Auf beiden Prüfungen war alles dabei – schnelle Passagen und hängende Kurven. Das war schon ein bisschen wie bei einem WM-Lauf.“
Zu seiner persönlichen Leistung führte Luca Fischeder aus: „Das war ein super Fahrtag für mich, der gleich mit einer Bestzeit und einem guten Vorsprung auf den Zweiten und Dritten angefangen hat. Ich hatte wieder ein super Gefühl für das Motorrad und auch mit der Strecke, was den ganzen Tag so weiter ging. Ich konnte jede Prüfung gewinnen und den Tag mit einem guten Abstand für mich entscheiden. Mit dem Ergebnis bin ich super zufrieden. Vielen Dank an das ganze Team Sherco Deutschland und an Marcus für die super Arbeit. So geht es in zwei Wochen hoffentlich weiter.“
Der ein Jahr jüngere Jeremy Sydow aus Chemnitz bilanzierte zu seinem genau genommen zweiten Enduro-Rennen nach seinem Gastauftritt bei Rund um Zschopau 2016 in der Junioren-Klasse: „Mein Tag hat eigentlich nicht ganz so gut begonnen. Gleich auf der ersten Sonderprüfung hatte ich ein paar kleine Rutscher drin, fuhr aber trotzdem die drittschnellste Championatszeit. Dadurch hatte ich schon etwas zu viel auf Luca verloren. Danach lief es recht gut und ich wurde immer schneller. Auch von der Kraft und vom Essen her, was ja alles neu für mich ist, kam ich gut zurecht. Auch die Etappen zwischen den Sonderprüfungen liefen ohne Probleme. Da Luca auf der letzten Prüfung einen kleinen Fehler gemacht hatte, wollte ich da auf die Bestzeit gehen. Das wäre meine Chance gewesen, doch dann hatte ich wieder zwei Rutscher drin, was mein Vorhaben ein bisschen versaut hat. Ich habe meine Klasse gewonnen und bin im Championat hinter dem Tabellenleader Zweiter geworden. Ich denke, das ist fürs erste Rennen sehr zufriedenstellend. Ich hoffe, dass ich beim nächsten Rennen daran anknüpfen kann. Von mir aus kann das so weitergehen.“
Einen weiteren Podestplatz lieferte Luca Wiesinger aus dem bayrischen Rohr als Dritter im Enduro-Jugend-Cup. Selbigen Platz verpasste Florian Geisenhofer aus Rettenberg im Allgäu um gerade einmal 0,06 Sekunden in der Klasse E1B des Deutschen Enduro Cups.
Nachlegen kann das Team Sherco Academy Deutschland bereits in knapp zwei Wochen bei der DEM-Doppelveranstaltung am 1. und 2. Oktober in Burg beim Magdeburg. Nach Streitberg in Oberfranken am 9. Oktober geht es für die nun beiden Aushängeschilder des Teams Sherco Academy Deutschland vom 14. bis 16. Oktober beim Finale der Enduro-Weltmeisterschaft, auch im Hinblick aufs nächstes Jahr, in Zschopau weiter. Das DEM-Saisonfinale steht dann am 29. und 30. Oktober im Rahmen der Europameisterschaft beim MC Woltersdorf am östlichen Stadtrand von Berlin auf dem Programm.
Text: Thorsten Horn
Bild: Robert Pairan