Erster WM-Sieg von Luca Fischeder.
Geringswalder fiebert dem WM-Finale entgegen.
Zwei Podestplätze feierte Luca Fischeder in diesem Jahr bereits in der Klasse Junior 1 der Enduro-Weltmeisterschaft. Denen ließ er nun sogar den ganz großen Wurf folgen. Bevor vom 14. bis 16. Oktober in und „Rund um Zschopau“ das Finale der Enduro-Weltmeisterschaft 2022 steigen wird, standen an den letzten beiden Wochenenden im slowakischen Gelnica sowie in Zalaegerszeg in Ungarn die Saisonstationen fünf und sechs auf dem Programm. Beim Enduro Grand Prix der Slowakei war das Aushängeschild des Teams Sherco Academy Deutschland erstmals der Schnellste seiner Klasse und feierte in der Junior 1 seinen ersten WM-Sieg. Zudem stand als Zweiter auf dem Gesamt-Junioren-Podest.
In Gelnica hatte Regen an beiden Fahrtagen für anspruchsvolle Bedingungen gesorgt. Davon unbeeindruckt, bzw. gerade deswegen raste Luca Fischeder am ersten Fahrtag als Schnellster der Junior-1-WM-Piloten sowie Gesamtzweiter aller Junioren zu seinem vielumjubelten ersten Grand-Prix-Sieg. Natürlich war er danach im Freudentaumel, was der 23-Jährige aus Geringswalde so ausdrückte: „Das war ein super cooles Wochenende. Es hat super angefangen, indem ich zwei Tests gewinnen konnte. Damit war ich natürlich mega zufrieden. Dass es dann am Ende mit einem Tagessieg geklappt hat, war einfach ein super Gefühl. Damit ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, denn das war immer mein Ziel. Dass ich es in dieser Saison noch geschafft habe, macht mich ziemlich glücklich und stolz.“
Am zweiten Fahrtag in der Slowakei wurde er Gesamtfünfter und wurde als Dritter der Junior 1 erneut zur Siegerehrung gerufen. Auf dem durch den Regen noch schwierigeren Terrain fühlte sich Luca Fischeder offensichtlich super wohl. „Das war ähnlich wie in Zschopau. Auch der lange Enduro-Test sowie die anderen Prüfungen kamen mir entgegen. Das war insgesamt eine super Veranstaltung. Die Erfolge in der Slowakei waren auch Lohn für die ganze harte Arbeit in den letzten Jahren sowie speziell in diesem Jahr, in dem ich das Pensum noch einmal erhöht habe. Das gibt auch Kraft, so weiterzumachen. Ich habe auch mal die Zeiten mit der EnduroGP verglichen und könnte dort durchaus auch mal Top-10-Zeiten fahren. Das Gefühl, auf dem Podest ganz oben zu stehen, möchte ich gern noch öfter erleben“, führte Luca Fischeder des Weiteren aus.
Die nächste Gelegenheit hatte er nur eine Woche später im ungarischen Zalaegerszeg, doch die dortige Geländefahrt war in Sachen Anspruch und Schwierigkeitsgrad das komplette Gegenteil von Gelnica. Der Cross-Test war auf einem Stoppelfeld ein schnödes hin- und herfahren und auch der Enduro- und der Extrem-Test boten viel zu wenige technische Sektionen. Stattdessen war viel Tempo-Bolzerei angesagt. Mit dem Hintergedanken, es trotzdem wieder ordentlich knacken zu lassen, schlichen sich bei Luca Fischeder am ersten Fahrtag ein paar Fehler ein, sodass er sich am Ende mit dem 13. Junioren- sowie achten J1-Rang begnügen musste.
Am zweiten Tag riss er sich noch einmal zusammen und erreichte zumindest die Plätze neun (Junior Gesamt) bzw. sechs (Junior 1). Danach resümierte er: „Ich habe am ersten Tag versucht zu pushen und mir vielleicht, nach meinen guten Ergebnissen in der Vorwoche, selbst etwas zu viel Druck gemacht. Die erste Runde war noch okay, aber die zweite war von der Konzentration her echt schwer. Irgendwie war ich nicht richtig bei der Sache und habe einige Fehler gemacht, was letztendlich viele Plätze gekostet hat. Das war einfach nicht mein Tag und ich war überhaupt nicht zufrieden. Am Sonntag habe ich vom Kopf her komplett bei Null angefangen. Wir haben auch am Motorrad noch etwas verändert, sodass ich unterm Strich relativ zufrieden war.
Ich weiß nicht so richtig, woran es gelegen hat. Vielleicht war es nicht mein Terrain, aber das ist für alle gleich. Man lernt daraus und nimmt das Gute mit, dann geht es weiter.“
Als nächstes steht in Sachen WM Mitte Oktober das Finale in Zschopau auf dem Programm. „Darauf freue ich mich jetzt schon. Da wird wieder angegriffen“, gibt sich Luca Fischeder schon jetzt kämpferisch.
Vor allem hinsichtlich des Sieges in Gelnica war sein Betreuer vor Ort, Mentor und Teamchef der Sherco Academy Deutschland, Marcus Kehr, hochzufrieden. Er sagte anschließend: „Der Sieg in der Slowakei sowie am Sonntag der fünfte Podestplatz in diesem Jahr in der WM waren natürlich riesen Ergebnisse. Wir waren zuvor noch nicht allzu oft im Regen und bei solchen Bedingungen gefahren, sodass wir nicht wirklich wussten, ob ihm das entgegen kommt oder nicht. Solche Veranstaltungen, echt harte Enduros, gibt es ja für uns leider nicht allzu viele. Daher waren wie umso glücklicher. Andererseits muss man sagen, dass Luca dadurch die Messlatte selbst nach oben gelegt hat. Gleichzeitig haben wir an diesem Wochenende gesehen, dass das nicht jedes Wochenende funktioniert. Aber gute Fahrer werden an schlechten Tagen gemacht. Da muss man einfach die Punkte mitnehmen und es beim nächsten Mal wieder besser machen. Dennoch sind wir mit der Saison bis jetzt vollauf zufrieden, denn die Entwicklung ist eindeutig zu sehen. Zum einen von den Ergebnissen her, was jeder sehen kann, aber auch körperlich und von der Fitness her.“
Bevor es, wie gesagt, zum großen WM-Showdown, Luca Fischeders Heimrennen, nach Zschopau geht, stehen für ihn in Rehna, Burg und Streitberg drei Läufe zur Int. Deutschen Enduro Meisterschaft (DEM) auf dem Programm. Bei denen geht es für den E3-Tabellenleader darum, sich eine möglichst gute Ausgangslage zu verschaffen, um beim Finale am 29. und 30. Oktober beim MC Woltersdorf am östlichen Berliner Stadtrand seinen Meistertitel in der Klasse E3 zu verteidigen sowie erstmals auch in der klassenübergreifenden Championatswertung Meister zu werden.
Text/Bild: Thorsten Horn