Der LIQUI MOLY MXGP of Germany war wieder das erwartete Motocross-Fest der Extraklasse.
20.828 Motocross-Fans und Gäste bildeten an diesem Wochenende den würdigen Rahmen zum LIQUI MOLY MXGP of Germany 2022. Bei diesem gewann im legendären Teutschenthaler Talkessel der Slowene Tim Gajser die Top-Klasse MXGP vor Jeremy Seewer aus der Schweiz und dem Spanier Jorge Prado. In der Nachwuchs-WM-Klasse MX2 setzte sich der Franzose Thibault Benistant vor seinem Teamkollegen Jago Geerts aus Belgien sowie den Dänen Mikkel Haarup durch. In dieser Klasse sorgte Simon Längenfelder mit Gesamtrang fünf für das Highlight aus deutscher Sicht.
Den ersten Heat der MXGP gewann der Vorjahressieger und als Tabellenleader angereiste Tim Gajser locker vom Start weg. Auch die Positionen hinter dem Honda-Star aus Slowenien waren durch den Letten Pauls Jonass und den Schweizer Jeremy Seewer frühzeitig bezogen. Der Franzose Romain Febvre wurde bei seinem ersten Rennen nach seiner seit November 2021 dauernden Verletzungspause guter Vierter, gefolgt vom Spanier Ruben Fernandez. Der Thüringer Henry Jacobi wurde inmitten weiterer Werksfahrer starker Achter. Tom Koch, ebenfalls aus dem mitteldeutschen Freistaat, holte als 18. immerhin drei weitere WM-Punkte. Der nicht mit ihm verwandte Nico Koch sowie Toms Bruder Tim landeten bei ihrem WM-Gastspiel auf den Plätzen 23 und 24.
Im zweiten Rennen übernahm Jeremy Seewer vom Start weg die Führung vor Tim Gajser, der den Yamaha-Piloten ziehen lassen musste oder besser gesagt ihn ziehen ließ, um sich darauf zu konzentrieren, mit Heat-Rang zwei seinen nächsten Gesamtsieg zu holen. Der Spanier Jorge Prado wurde vorm Niederländer Calvin Vlaanderen Dritter. Für Henry Jacobi reichte es diesmal nicht für einen Top-10-Platz, er wurde Elfter. Dafür ging es für Tom Koch gegenüber dem ersten Rennen drei Plätze rauf. Tim Koch wurde diesmal 22., Nico Koch schied aus.
Der erste Lauf der beiden WM-Klassen war am frühen Nachmittag wieder der MX2 vorbehalten. Dabei gewann der ebenfalls als WM-Spitzenreiter angereiste Franzose Tom Vialle vor seinem ärgsten Rivalen im Titelkampf, dem Belgier Jago Geerts sowie dessen Yamaha-Teamkollegen Thibault Benistant aus Frankreich. Der WM-Dritte Simon Längenfelder kam mit der schwierigen Strecke bzw. den Bedingungen nicht besonders zurecht und landete auf Rang neun. Der Lokalmatador und Clubfahrer des wie immer gastgebenden MSC Teutschenthal, Noah Ludwig aus Aschersleben, belohnte sich als 20. mit zumindest einem WM-Punkt.
Dem zweiten Heat drückte Thibault Benistant seinen Stempel auf, der mit dem Laufsieg zugleich in Teutschenthal seinen ersten Grand-Prix-Sieg perfekt machen konnte. Nachdem Tom Vialle mit technischem Defekt ausgeschieden war, konnte Jago Geerts seinem Teamkollegen zwar nicht Paroli bieten, doch mit Platz zwei im Rennen sowie in der Tageswertung, riss er die WM-Führung wieder an sich. Lauf-Dritter wurde der Däne Mikkel Haarup, der nach Platz vier im ersten Lauf als Dritter zur Tages-Siegerehrung gerufen wurde. An dieser hätte auch der Lauf-Vierte Simon Längenfelder gern teilgenommen, doch nach dem etwas unglücklichen ersten Heat, reichte es in der Tageswertung nur zu Rang fünf. Dennoch fiel seinen Einschätzung vor allem ob der tollen Fans sehr positiv aus. So sagte er: „Das war auf jeden Fall ein cooles Wochenende mit mega vielen Fans. Das waren sicherlich viel mehr als letztes Jahr. Viele haben mitgefiebert. Sie waren sehr laut und haben eine tolle Stimmung gemacht.“
Zu seiner sportlichen Leistung sagter er: „Für mich war es nicht einfach, weil doch ziemlich viel Druck auf mir lastete. Aber ich muss sagen, Fünfter overall war nicht schlecht. Der erste Lauf war nicht gut. Im zweiten habe ich mich viel besser gefühlt. Ich konnte meinen Flow gehen und einfach ein gutes Rennen fahren. Die Strecke war nicht einfach. Sie war durchs notwendige Bewässern manchmal nass, dann wieder trocken, mal hart, dann wieder weich. Aber ich bin froh, viele Punkte mitgenommen zu haben.“
Noah Ludwig wiederholte sein Ergebnis vom ersten Lauf, sprich er wurde erneut 20.
Das Rahmenprogramm beinhaltete die beiden Europa-Meisterschaftsklassen EMX 250 und EMX125 presented by FMF Racing. Das zweite Rennen des unmittelbaren WM-Unterbaus, der EMX250, gewann der Tabellenleader Rick Elzinga aus den Niederlanden vor dem Franzosen Maxime Grau sowie dem Südafrikaner Camden Mc Lellan. Der Vortagessieger Andrea Bonacorsi hatte einen miserablen Start und beendete seine Aufholjagd zumindest auf dem zehnten Rang. Bester Deutscher war wieder Maximilian Spies, diesmal auf der 15. Position.
Die Klasse EMX125 presented by FMF Racing hatte mit ihrem zweiten Heat den Renntag eröffnet. Dabei gewann der Franzose Alexis Fueri vor seinem Fantic-Teamkollegen Cas Valk aus den Niederlanden. Der Italiener Ferrucci Zanchi wurde wie am Vortag Dritter. Der Sieger vom Samstag, der Lette Karlis Alberts Reisulis finishte als Zehnter. Nach seinem Sturz gestern fiel Maximilian Werner vom anfangs vierten Platz stark angeschlagen noch auf die 19. Position zurück. Eric Rakow wurde 27.
Wie am Vortag gewann der junge Franzose Timotei Cez auch das Sonntagsrennen der Junior e-Motocross Series.
Nachdem der diesjährige LIQUI MOLY MXGP of Germany erfolgreich über die Bühne gegangen war, zog der Vorsitzende des auch von den Offiziellen viel gelobten MSC Teutschenthal e. V. im ADAC, Jens-Uwe Jahnke, folgendes Fazit: „Die tausenden Fans haben bei bestem Rennwetter super Rennen erleben können. Das war wieder echte Gänsehaut-Atmosphäre. Das Rennen war super vorbereitet und auch der Ablauf war sehr gut. Wir sind natürlich bemüht, jedes Jahr etwas zu verbessern und freuen uns schon aufs nächste Jahr, denn nach der WM ist vor der WM. Wir wollen aber nicht vergessen, dass wir in diesem Jahr noch zwei weitere Veranstaltungen im Talkessel haben werden.“
Dazu fügte der Geschäftsführer des MSC Teutschenthal, Andreas Kosbahn, an: „Wir hatten wieder über 300 Helfer im Einsatz. Es waren auch genügend Streckenposten vor Ort, was bei den Temperaturen von Vorteil war, weil wir denen ab und an eine Pause gönnen konnten. Bei allen, die zum großen Erfolg beigetragen haben, möchte ich mich stellvertretend für den Verein recht herzlich bedanken. Ebenso bedanken wir uns bei unseren Partnern und Sponsoren sowie den vielen Fans, die mit ihrem Kommen ebenfalls dazu beigetragen haben, dass das Event wieder zum Erfolg werden konnte. Ich glaube, dass wir stolz sagen können, dass es wieder eine Top-Veranstaltung war. Wir sehen uns hoffentlich alle im nächsten Jahr in diesem Rahmen wieder.“
Wie bereits angeklungen ist, stehen als nächstes für den MSC Teutschenthal die Vorbereitungen auf die fünfte Ausgabe der „Talkessel Classics“ am 9. Juli 2022 sowie die Motocross-Landesmeisterschaft Sachsen-Anhalt am 3 und 4. September 2022 auf dem Programm. Zum Event für historische Motocross-Maschinen werden wieder über 200 Fahrer aus ganz Europa in den Klassen Classic, Twinshock und Evo erwartet.
Text/Bild: Thorsten Horn