Der nächste Doppelsieg.
Team Sherco Academy Deutschland dominierte erneut.
Nur eine Woche nach der Zweitagesveranstaltung der Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft (DEM) in Burg bei Magdeburg ging es am vergangenen Sonntag mit der Int. 36. ADAC Zuverlässigkeitsfahrt „Fränkische Schweiz“ in und um Streitberg weiter. Ebenfalls weiter ging dabei die Siegesserie des Teams Sherco Academy Deutschland, denn am Ende des Tages standen Luca Fischeder und Jeremy Sydow erneut auf den beiden höchsten Stufen des (Gesamt-)Siegerpodests.
Am Samstagnachmittag stand zunächst ein Prolog mit vier geplanten Runden auf der ersten von drei Sonderprüfungen des eigentlichen Fahrtages auf dem Programm. Leider wurde dieser von einem Unfall überschattet und wurde schließlich abgebrochen. „Wir, das gesamte Team Sherco Academy Deutschland, wünschen den Verunglückten alles Gute und eine schnelle Genesung“, erklärte dazu der Teamchef Marcus Kehr.
Mit der schnellsten Zeit im verkürzten Prolog hatte Luca Fischender als Spitzenreiter übernachtet und war bei schönstem Herbstwetter auch Sonntagfrüh sofort hellwach. Das zeigte der 23-jährige Geringswalder, indem er sofort mit weiteren Bestzeiten glänzte. Am Ende hatte er acht der zehn Sonderprüfungen für sich entschieden und als Overall- sowie E3-Sieger bei einer kumulierten Prüfungsgesamtzeit von etwas mehr als einer Stunde ein knappe Minute Vorsprung auf seinen Teamkollegen Jeremy Sydow.
Der ein Jahr jüngere Chemnitzer hatte am Samstag im Prolog sowie auch am Sonntagvormittag ein paar kleine Fehler eingebaut und lange auf Platz drei der klassenübergreifenden Championatswertung wie auch auf Platz zwei in der mittleren Hubraumklasse E2 gelegen. Mit einem Zwischenspurt und zwei SP-Bestzeiten sowie auch danach weiterhin souveräner Fahrt sicherte er sich noch den zweiten Gesamtrang sowie auch den neuerlichen Klassensieg.
Entsprechend positiv fielen auch die Selbsteinschätzungen der beiden aus. So sagte Luca Fischeder: „Das war wieder ein super Tag mit einem weiteren Championatssieg, über den ich mich sehr freue. Das hat mit der Bestzeit im Prolog schon super angefangen. Da hatte ich bereits ein gutes Gefühl und auch ein gutes Polster. In der ersten Prüfung konnte ich das gleich noch einmal wiederholen, wobei ich sogar fast die identische Zeit fahren konnte. Dabei sind mir die rutschigen Bedingungen am Morgen entgegen gekommen.“
Auch der weitere Tag verlief für ihn wie am Schnürchen, den er des Weiteren so beschrieb: „Ich konnte dann über den Tag meinen Stil gut durchziehen, doch hinten raus wurden die Zeiten ein bisschen enger, weil es abgetrocknet war und manche Tests etwas einspurig waren. In der dritten Runde habe ich mir im ersten Test den Fuß kurz unterm Motorrad eingeklemmt und etwas verdreht. Da hatte ich schon ganz schöne Schmerzen und habe etwas Tempo rausgenommen. Trotzdem konnte ich im letzten Test beim fünften Mal die absolute Tagesbestzeit fahren. Das war noch einmal richtig gut. Ich habe auch deshalb noch einmal so gepusht, um den Speed und ein gutes Gefühl für das WM-Finale am kommenden Wochenende in Zschopau mitzunehmen. Andererseits wollte ich mich keinesfalls verletzen. In Zschopau möchte ich an beiden Tagen aufs Podest fahren. Das wäre mega. Wenn mehr geht, nehme ich das natürlich gern mit.“
In Zschopau wird auch Jeremy Sydow an den Start gehen. Zu seinem WM-Debüt merkt er an: „Ich weiß eigentlich nicht so richtig, was mich da erwartet. Ich bin mal gespannt, was da auf mich zukommt.“
2016 hatte er als 16-Jähriger beim DM-Lauf „Rund um Zschopau“ schon mal reingeschnuppert, was ihm dieses Jahr aber keine große Hilfe sein dürfte. „Da war ich noch so jung und bin aus der Kalten einfach mal mitgefahren. Das kann man sicherlich gar nicht mehr vergleichen. Aber ich freue mich schon riesig darauf und hoffe, dass viele Fans kommen und wir so ein schönes Wetter wie in Streitberg haben. Das wird bestimmt eine tolle Veranstaltung.“
Zu seinem Renntag in Streitberg hielt Jeremy Sydow zudem fest: „Beim Prolog habe ich einmal kurz gelegen und hatte dann einen Fahrer vor mir, der nicht wirklich Platz gemacht hat. Die erste Runde am Sonntagmorgen habe ich dann ein bisschen verpennt, bin ein weiteres Mal gestürzt und habe dabei insgesamt viel Zeit liegen gelassen. Da hatte ich schon einen ziemlichen Rückstand und konnte nicht mehr viel machen. Danach habe ich aber einen guten Rhythmus gefunden und konnte zwei Prüfungen für mich entscheiden. Am Ende war ich dann doch ganz zufrieden.“
Zum bisherigen Saisonverlauf nach seinem Wechsel vom Motocross zieht er folgendes Zwischenfazit: „Ich bin natürlich ehrgeizig und will ganz vorn mit dabei sein. Ich weiß aber auch, dass Luca auf einem top Niveau fährt. Wenn ich die kleinen Fehler noch abstellen kann, bin ich auch näher dran. Wenn man während der Saison einsteigt, ist das natürlich schwierig, aber in Hinblick auf nächstes Jahr bin ich für jedes Rennen dankbar.“
Wieder vollauf zufrieden war logischerweise auch der Teamchef Marcus Kehr. Er sagte anschließend: „Das war trotz allem eine sehr schöne Veranstaltung, eine richtig schöne Geländefahrt mit anspruchsvollen Prüfungen und ebenfalls anspruchsvollen Verbindungsetappen. Unsere Jungs haben wieder alles gegeben und mit den Plätzen eins und zwei sowie den Klassensiegen das Maximum rausgeholt. Auch die Nachwuchsabteilung hat wieder ihr Zeug gemacht. Mit Michael Renner hatten wir auch bei den Senioren einen auf dem Podest. Wir waren also in jeder Altersklasse erfolgreich. Auch Team-mäßig war alles wieder sehr gut. Doch jetzt richtet sich der Fokus voll auf Zschopau.“
Zur Zielsetzung beim WM-Finale verrät Marcus Kehr: „Es ist ganz schwierig, eine Prognose abzugeben. Luca hat auf jeden Fall das Potenzial, aufs Podest zu fahren. Das muss auch wieder das Ziel sein. Jeremy soll dort so viel wie möglich lernen, denn das wird allein vom wesentlich stärkeren Fahrerfeld her noch einmal eine ganz andere Hausnummer als die DM. Aber wir sind gut gerüstet, was rauskommt, werden wir sehen.“
Pech hatte in Streitberg erneut Lukas Schäfer aus Großbeeren in Brandenburg, der diesmal verletzungsbedingt vorzeitig die Waffen strecken musste.
Die von Marcus Kehr angesprochenen Erfolge der Team-Sherco-Nachwuchsabteilung bezogen sich vor allem auf den zweiten Platz von Luca Wiesinger aus dem unweit von Streitberg entfernten Rohr im DMSB-Enduro-Jugend-Cup. Im DMSB-Enduro-Cup, auch B-Championat aller Hubraumklassen unterhalb der DEM genannt, verfehlte er als Gesamtvierter den Sprung aufs Tagespodest nur um sechs Sekunden.
Zumindest bei der Siegerehrung für den DMSB-Enduro-Jugend-Cup hätte Fritz Stamnitz aus dem brandenburgischen Thalberg gern gestanden, doch dazu fehlten ihm ebenfalls rund sechs Sekunden auf den Dritten.
In der Klasse E1B des DMSB-Enduro-Cups wurde Florian Geisenhofer aus Rettenberg diesmal Sechster. „Dieses Gelände war für mich totales Neuland. Leider kann ich so etwas bei uns praktisch gar nicht trainieren. Meine einzige Trainingsmöglichkeit ist eine ziemlich kaputte Motocross-Strecke, aber auch dorthin muss ich erst rund 100 Kilometer fahren“, erläuterte der Allgäuer.
Wie von Marcus Kehr bereits angesprochen, rundete der Zschopauer Michael Renner als Dritter im DMSB-Enduro-Senioren-Cup das tolle Mannschaftsergebnis ab.
Eine Woche nach „Rund um Zschopau“ steht für die B-Lizenz-Fahrer des Teams Sherco Academy Deutschland am Sonntag, dem 23. Oktober, deren Saisonfinale im Kempenich in Rheinland-Pfalz auf dem Programm. Im DMSB-Enduro-Jugend-Cup könnte der in der Gesamtwertung zweitplatzierte Luca Wiesinger theoretisch den Tabellenleader noch abfangen. Silber hat er seit letztem Wochenende allerdings schon sicher. Fritz Stamnitz möchte nach ziemlich verhageltem Saisonanfang seinen achten Tabellenrang weiter verbessern. Auf dem Jahresend-Podest möchte auch Florian Geisenhofer in der E1B gern stehen. Er ist aktuell Tabellendritter.
Wiederum eine Woche später, konkret am 29. und 30. Oktober, steigt dann das Saisonfinale der DEM beim MC Woltersdorf am östlichen Stadtrand von Berlin mit einem kombinierten EM- und DM-Lauf.
Text/Bild: Thorsten Horn